Das durch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) beauftragte Projekt (FKZ 4721E03260) „Möglichkeiten und Grenzen digitaler Beteiligungsinstrumente für die Beteiligung der Öffentlichkeit im Standortauswahlverfahren (DigiBeSt)“ wurde im Sommer 2023 mit einem Workshop in den Räumen des BASE in Berlin abgeschlossen. Nun wurde der Abschlussbericht zum Projekt veröffentlicht.
Das Projekt wurde in Kooperation mit dem nexus Institut von Februar 2022 bis Juli 2023 durchgeführt. Im Kern des Projekts ging es um die Frage, wie die Gruppe der jungen Generationen (U30) zielgruppengerecht in die Suche nach einem Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle eingebunden werden kann und welche Möglichkeiten digitale Beteiligungsformate dafür bieten. Um diese sowie damit verbundene Fragen zu beantworten wurde im Projekt ein dreistufiges Vorgehen gewählt, das die Befunde im Dialog mit der Zielgruppe sowie mit Beteiligungsexpert:innen stetig verdichtete: Zunächst sollte von wissenschaftlichen Befunden gelernt werden. Dazu wurden in einem Literaturreview partizipationstheoretische Grundlagen aufgearbeitet und einschlägige Erklärungsansätze und empirische Befunde zu Mustern politischer (Online-)Partizipation aufgearbeitet. Darauf aufbauend wurde eine Wirkungsstudie vorbereitet. Dazu wurden Fokusgruppen durchgeführt. Ziel war es, von anderen Beteiligungsverfahren zu lernen, die strukturelle Ähnlichkeiten zum Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung des BASE aufweisen.
Innerhalb der Fokusgruppen wurde das Gespräch mit der Zielgruppe sowie mit Initiator:innen von Beteiligungsverfahren gesucht und gezielt nach Erfolgsbedingungen digitaler Jugendbeteiligung gefragt. In einem dritten Schritt wurden die Ergebnisse aus dem Literaturreview sowie der Wirkungsstudie in einem zweitägigen Workshop mit Expert:innen aus Wissenschaft und Beteiligungspraxis diskutiert. So sollte von Beteiligungsexpert:innen gelernt werden. Im Rahmen des Expert:innen-Workshops wurden darüber hinaus Prototypen für Informations- und Beteiligungsformate erarbeitet, die das BASE im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zukünftig einsetzen könnte. Abschließend wurden die zentralen Ergebnisse aus dem Projekt in einem Abschlussbericht festgehalten und in Handlungsempfehlungen für das BASE überführt. In der Gesamtschau wird deutlich, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, die Einbeziehung von Jugendlichen in (digitale) Beteiligungsinstrumente für das Standortauswahlverfahren zu unterstützen. Dies verlangt ein hohes Maß an Ressourcen in Form von Expertise, Zeit, Personal sowie finanzieller Mittel. Allerdings fehlen nach wie vor empirisch abgesicherte Erkenntnisse zu Kosten und Nutzen einzelner Maßnahmen sowie deren zielgruppenspezifischen Wirkungen. Das bedeutet konkret, dass für die Initiator:innen oft nicht klar ist, mit welchen Maßnahmen eine Zielgruppe überhaupt zu erreichen ist und noch weniger, welche Maßnahme dafür am geeignetsten ist.
Das Projekt DigiBeSt hat verschiedene Maßnahmen und konkrete Beispiele aufgezeigt, die sich sowohl im Lichte empirischer Befunde aus der wissenschaftlichen Literatur als auch im Dialog mit der Zielgruppe sowie Beteiligungsexpert:innen aus Wissenschaft und Praxis als vielversprechend herausgestellt haben, um junge Menschen zu erreichen und zu einer Beteiligung zu motivieren. Der komplette Abschlussbericht und weitere Informationen zum Projekt sind hier abrufbar. Eine Kurzzusammenfassung findet sich außerdem hier.
Ansprechpartner
Dr. Katharina Gerl
Politikwissenschaft
Dr. Katharina Gerl ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIID an der HHU-Düsseldorf. Sie studierte Politikwissenschaft (B.A.) an der Universität Bremen und Politische Kommunikation (M.A.) an der HHU-Düsseldorf. Im Rahmen Ihrer Dissertation am Lehrstuhl Politikwissenschaft II an der Heinrich-Heine-Universität hat sie die Auswirkungen digitaler Medien auf Parteien als Organisationen untersucht.
Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Wirkungen und Akzeptanz digitaler demokratischer Innovationen in Politik und Verwaltung sowie von Künstlicher Intelligenz für die politische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung.
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Jun.-Prof. Dr. Tobias Escher
Soziologie, Vorstand
Tobias Escher leitet eine BMBF-geförderte Nachwuchsforschungsgruppe zur Untersuchung der Wirkungen von Beteiligungsprozessen auf Qualität und Legitimität politischer Entscheidungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Transformation zu nachhaltiger Mobilität im lokalen Kontext. Zuvor betreute er als wissenschaftlicher Koordinator das DIID sowie das NRW Forschungskolleg Online-Partizipation an der HHU-Düsseldorf. Er ist Sozialwissenschaftler und hat am Oxford Internet Institute der University of Oxford promoviert. Bei der Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung kann er außerdem auf seine Grundkenntnisse der Informatik zurückgreifen.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Evaluation von politischer Beteiligung online und offline. Dabei widmet er sich insbesondere der Frage, inwieweit Bürgerbeteiligung zu höherer Qualität und Legitimität/Akzeptanz politischer Entscheidungen beiträgt. Er hat ein Lehrmodul zur Theorie und Praxis der Online-Partizipation entwickelt, aus dem unter anderem ein Projekt zur studentischen Mitbestimmung in der Lehre entstanden ist.
Fotograf: ©Tilman Schenk