Mehrwert durch Partizipation? Der Einfluss von Bürgerbeteiligung auf Qualität und Legitimität politischer Entscheidungen zur nachhaltigen Stadtentwicklung

    Im Zuge des Projektes werden zwei Argumente für verstärkte Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Entscheidungen untersucht; konkret, dass partizipative Prozesse erstens zu einer besseren Qualität der Entscheidungen sowie zweitens zu mehr Legitimität dieser Entscheidungen führen.

d.h. letztlich zu mehr Anerkennungswürdigkeit der mit Partizipationsprozessen zustande gekommenen Beschlüsse. Die empirische Prüfung der dargestellten Erwartungen erweist sich jedoch als ausgesprochen schwierig, denn die Wirkungen hängen von einem komplexen Zusammenspiel zahlreicher Faktoren ab.

Aufbauend auf umfangreichen Vorarbeiten (siehe dazu insbesondere das Projekt der Raddialoge in Zusammenarbeit mit Bonn, Köln und Moers) setzt das Vorhaben auf die systematische und vergleichende Untersuchung partizipativer Verfahren, die von öffentlichen Institutionen im Rahmen der Stadtentwicklung im Zusammenhang mit nachhaltiger Mobilität initiiert werden. Dabei arbeiten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Sozialwissenschaften (Politikwissenschaft bzw. Soziologie), der Stadt- und Raumplanung und der Informatik zusammen, um i) die Veränderung individueller Einstellungen und sie bedingende Faktoren zu untersuchen, ii) die inhaltliche Relevanz der durch Beteiligung gewonnenen Erkenntnisse und deren Bestimmungsgründe zu bewerten, und iii) diese Prozesse durch automatisierte Auswertungs- und Visualisierungsmethoden gezielt zu unterstützen.

Zur Verbindung der akademischen Forschung mit der Praxis greift die Nachwuchsgruppe auf ein breites Netzwerk aus Kommunen, Partizipationsdienstleistern und Verbänden zurück. Um die Erkenntnisse in der Praxis der Bürgerbeteiligung vor Ort anwendbar zu machen, werden Leitlinien für Beteiligungsverfahren zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt und Open-Source Software-Werkzeuge zur Verfügung gestellt, um die Auswertung von Beteiligungsverfahren zu unterstützen.

  • Titel: Partizipationsnutzen / CIMT (Citizen Involvement in Mobility Transitions)
  • Fördergeber: BMBF im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen“ (FONA)
  • Programm: Nachwuchsgruppe in der Sozial-ökologischen Forschung
  • Laufzeit: Mai 2019 bis April 2024
  • Projektwebsite: https://www.cimt-hhu.de/
  • Arbeitsplan

    Das Arbeitsprogramm gliedert sich in drei Arbeitsphasen: In der Vorbereitungs- und Konzeptionsphase im ersten Jahr (05/2019 – ca. 04/2020) erfolgt die Problemanalyse sowie die Entwicklung der grundlegenden theoretischen Konzepte, Methoden und Instrumente (Arbeitspaket 1).

    In der anschließenden Durchführungs- und Forschungsphase, die rund 2,5 Jahre dauern wird (ca. 05/2020 – 12/2022), findet die prozessbegleitende Untersuchung konkreter Beteiligungsverfahren im Bereich Mobilität und Nachhaltigkeit statt (Arbeitspaket 2). Dabei werden detaillierte Kommunalbefragungen sowie Interviews mit relevanten Stakeholdern durchgeführt. Weiterhin werden automatisierte Verfahren zur Analyse sowie zur Aggregation und Visualisierung von Beteiligungsbeiträgen entwickelt. Zusätzlich zur prozessbegleitenden Untersuchung werden bereits durchgeführte Verfahren und ihre Ergebnisse systematisiert und in einer Datenbank gesammelt (Arbeitspaket 3). Anschließend erfolgt die Synthese der verschiedenen (disziplinären) Erkenntnisse (Arbeitspaket 4). Dabei steht die Bestimmung möglicher Einflussfaktoren auf Qualität und Legitimität von beteiligungsunterstützten Entscheidungen im Mittelpunkt. Weiterhin werden die entwickelten automatisierten Verfahren in einem ersten Prototyp umgesetzt und im Rahmen von Usability-Studien einem Anwendungstest unterzogen.

    Die Synthese geht fließend in die rund anderthalbjährige Abschluss- und Anschlussphase (ca. 01/2023 – 04/2024) über, in der die Erkenntnisse für die Praxis nutzbar gemacht werden durch die Entwicklung von Leitlinien zur konstruktiven Beteiligung und durch die Bereitstellung von Open-Source-Softwarewerkzeugen, die die Auswertung der Verfahren sowie die Bestimmung der Beitragsqualität unterstützen (Arbeitspaket 5). Während des gesamten Projekts besteht ein intensiver Austausch mit der Praxis, unter anderem durch die Forschung in den Kommunen vor Ort sowie durch jährliche Beiratstreffen und Praxisworkshops.

    Geplante Ergebnisverwertung

    Die wesentlichen wissenschaftlichen Beiträge der Nachwuchsgruppe werden auf Konferenzen und in Form begutachteter Publikationen den wissenschaftlichen Communities zur Verfügung gestellt. Dazu wurden über den Projektverlauf konkrete Meilensteine definiert, die neben den wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten sieben begutachtete Publikationen vorsehen (zum Teil als Open Access). Für die Anschlussforschung werden die erhobenen Daten in einem Forschungsdatenarchiv zugänglich gemacht werden. Die Arbeit der Nachwuchsgruppe wird auch innerhalb der Heinrich-Heine-Universität eine Wirkung entfalten, einerseits durch die Einbindung der Gruppe in die bestehenden Strukturen der Universität (z.B. Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie, NRW-Forschungskolleg Online-Partizipation), andererseits sollen die Inhalte im Rahmen der Lehre vermittelt werden. Im Anschluss an die Nachwuchsgruppe ist die Verstetigung der Forschung im Rahmen einer dauerhaften Professur geplant. Dafür werden auch aktiv Möglichkeiten einer Anschlussfinanzierung sondiert.

    Das durch die Forschung generierte Wissen zu Möglichkeiten und Grenzen von Bürgerbeteiligung sowie die Visualisierungs- und Analysewerkzeuge sollen direkt für die Praxis anwendbar gemacht werden. Projektbegleitend werden die Erkenntnisse regelmäßig der Praxis präsentiert, u.a. in Form von jährlichen Veranstaltungen und Praxisworkshops. Mittelfristig werden in der zweiten Projekthälfte auf Basis der Ergebnisse zum einen Leitlinien entwickelt, um den Akteuren vor Ort konkrete Empfehlungen an die Hand zu geben, wie Bürgerbeteiligung im Rahmen nachhaltiger Stadtentwicklung erfolgversprechend gestaltet werden kann. Zum anderen werden geeignete Open-Source-Softwarewerkzeuge bereitgestellt, mit denen sowohl Teilnehmende als auch Personen, die mit der Auswertung solcher Verfahren betraut sind, unterstützt werden. Diese bieten sich für die kommerzielle Verwertung an, z.B. für die beteiligten Partizipationsdienstleister.