Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die empirische Erforschung der Wirkungen von kommunalen Online-Partizipationsverfahren sowie der Identifikation dafür relevanter Einflussfaktoren. Dafür wurden im September und Oktober 2017 im Rahmen einer vergleichenden Fallstudie in den Städten Bonn und Moers sowie im Kölner Stadtbezirk Ehrenfeld Online-Beteiligungsverfahren zum Thema „Verbesserungsmöglichkeiten im Fahrradverkehr“ durchgeführt.
Diese Verfahren dienen den jeweiligen Kommunen unter anderem als Grundlage für die weitere Maßnahmenplanung der Fahrradinfrastruktur. Dabei wurde den beteiligten Kommunen in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Zebralog eine Online-Plattform zur Verortung, Kommentierung und Abstimmung von radverkehrsrelevanten Problemstellen in der Kommune bereitgestellt. Details zu den einzelnen Verfahren finden Sie hier:
Die Wirkungen dieser Beteiligungsverfahren, insbesondere mit Blick auf die Qualität und Legitimität der dadurch produzierten Ergebnisse, wurden mit Hilfe quantitativer sowie qualitativer Verfahren empirisch untersucht. Dabei kamen unter anderem Befragungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern und bevölkerungsrepräsentative Umfragen in den betroffenen Kommunen zum Einsatz.
Die wesentliche Erweiterung vorhandener Untersuchungen bestand dabei im vergleichenden Forschungsdesign mit einem weitgehend standardisierten Beteiligungsinstrument, wodurch ermöglicht werden soll, auf empirischer Basis die Effekte solcher Partizipationsprozesse wissenschaftlich valide zu bestimmen. Dies geschieht vor allem durch den Vergleich von Personen, die sich am Online-Verfahren beteiligt haben, mit solchen, die diesem fern geblieben sind,sowiedurch den Vergleich in zeitlicher Perspektive (Vorher/Nachher).
Insgesamt wird dadurch ein wichtiger Beitrag zu einer Theorie politischer Online-Partizipation geleistet. Die Relevanz des Vorhabens beschränkt sich aber nicht auf die Wissenschaft, sondern erstreckt sich auch auf das zielgerichtete Design von Partizipationsverfahren in der Praxis.
Das Pilotprojekt wurde für insgesamt 24 Monate durch den Strategischen Forschungsfonds der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf finanziert sowie mit weiterer Unterstützung durch das Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie (DIID).
Ergebnisse aus dem Projekt wurden bislang auf verschiedenen Konferenzen vorgestellt, weitere Publikationen sind in Arbeit
- Rottinghaus, Bastian. and Escher, Tobias 2020. „Mechanisms for inclusion and exclusion through digital political participation: Evidence from a comparative study of online consultations in three German cities.“ Zeitschrift für Politikwissenschaft.
- Escher, Tobias; Rottinghaus, Bastian (2019): „The impact of ICTs on public support for democracy: Evidence from a comparative case study of online consultations in three German municipalities”. Governance of Big Transformations (Jahrestagung der DVPW-Sektion Vergleichende Politikwissenschaft). TU München, 21. bis 23. März 2019.
- Escher, Tobias; Rottinghaus, Bastian (2019): „Inklusion oder Exklusion durch digitale Partizipation? – Evidenzen aus einer vergleichenden Fallstudie in drei deutschen Städten”. Die digitalisierte Demokratie – Politik und Kommunikation zwischen Daten, Netzwerken und Algorithmen (gemeinsame Jahrestagung des DVPW Arbeitskreises Politik und Kommunikation sowie der DGPuK Fachgruppe Kommunikation und Politik). Universität Duisburg-Essen, 7. bis 9. Februar 2019.
- Escher, Tobias; Rottinghaus, Bastian (2018): „Local government platforms for citizen participation and their effects on legitimacy: evidence from a comparative case study in Germany“. The Internet, Policy & Politics Conference 2018 (Oxford, September 2018)
- Rottinghaus, Bastian; Escher, Tobias (2018): „Online Citizen Participation and its Effects on Legitimacy: Evidence from a Comparative Case Study in three German Municipalities“. 2018 ECPR General Conference (Hamburg, August 2018)
- Escher, Tobias; Rottinghaus, Bastian (2018): Effects of Online Participation on Legitimacy Beliefs of the Public: Evidence from a Comparative Case Study in three German Municipalities. IPSA World Congress of Political Science (Brisbane, Juli 2018)
- Rottinghaus, Bastian; Escher, Tobias (2017): „Measuring online political participation and its consequences for local governments and their citizens“. 2017 ECPR General Conference (Oslo, September 2018)
Daten, die im Rahmen des Projekts gesammelt wurden, haben auch in verschiedenen studentischen Abschlussarbeiten Verwendung gefunden:
- Marco Wähner (MA Sozialwissenschaften 2018): „Internetspezifische Ressourcen als Prädiktor politischer (Online-)Partizipation“
- Philipp Grawe (MA Informatik 2018): „Analyse von Online-Partizipationsverfahren: Themenextraktion, Visualisierung und Interaktion“
- Markus Brenneis (MA Informatik 2018): „Analyse von Online-Partizipationsverfahren: Automatisierte Verschlagwortung von Textbeiträgen“
Ansprechpartner
Jun.-Prof. Dr. Tobias Escher
Soziologie, Vorstand
Tobias Escher leitet eine BMBF-geförderte Nachwuchsforschungsgruppe zur Untersuchung der Wirkungen von Beteiligungsprozessen auf Qualität und Legitimität politischer Entscheidungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Transformation zu nachhaltiger Mobilität im lokalen Kontext. Zuvor betreute er als wissenschaftlicher Koordinator das DIID sowie das NRW Forschungskolleg Online-Partizipation an der HHU-Düsseldorf. Er ist Sozialwissenschaftler und hat am Oxford Internet Institute der University of Oxford promoviert. Bei der Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung kann er außerdem auf seine Grundkenntnisse der Informatik zurückgreifen.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Evaluation von politischer Beteiligung online und offline. Dabei widmet er sich insbesondere der Frage, inwieweit Bürgerbeteiligung zu höherer Qualität und Legitimität/Akzeptanz politischer Entscheidungen beiträgt. Er hat ein Lehrmodul zur Theorie und Praxis der Online-Partizipation entwickelt, aus dem unter anderem ein Projekt zur studentischen Mitbestimmung in der Lehre entstanden ist.
Fotograf: ©Tilman Schenk
Projekte
Kontakt
Dr. Bastian Rottinghaus
Alumni, Soziologie
Bastian Rottinghaus war zwischen Oktober 2016 und Dezember 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIID beschäftigt. Zuvor studierte er Sozialwissenschaften (B.A. und M.A.) and der HHU-Düsseldorf. Von 2010 an war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Soziologie II der HHU-Düsseldorf angestellt. In seiner 2015 eingereichten Dissertation beschäftigte er sich mit der empirischen Messung von Aspekten politischer Kompetenz und deren Auswirkungen auf politisch-partizipatives Handeln. Seine Tätigkeit am DIID konzentrierte sich auf die Mitarbeit an einem umfassenden Forschungsprojekt zu Wirkungen und Einflussfaktoren kommunaler Online-Partizipation in vergleichender Perspektive sowie, in einem Folgeprojekt, auf die Fortführung des DIID-Monitors.
In seiner jetzigen Anstellung am DJI in Halle ist er als wissenschaftlicher Referent in die Evaluation des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ eingebunden.