Öffentliche Anschlusskommunikation ist eine populäre Form der Online-Partizipation. Sie findet etwa statt, wenn Bürgerinnen und Bürger politische Nachrichten im Social Web öffentlich diskutieren, zum Beispiel auf Facebook und in den Kommentarbereichen von Nachrichtenmedien. Zunehmend prägen aber nicht die demokratischen Potenziale das Bild der öffentlichen Diskussionen, sondern Hasskommentare, Falschinformationen, Niveaulosigkeiten.
Statt positiver Wirkungen der Online-Diskussionen auf Meinungsbildung und Partizipation der Bürger sieht man demokratische Werte bedroht. Studien zeigen, dass das niedrige Niveau der Online-Diskussionen den sozialen Zusammenhalt gefährdet, politische Meinungen der Bürger polarisiert, stereotype Denkmuster fördert und Zugangshemmnisse aufbaut. Die Fragestellung des Forschungsvorhabens lautet deshalb: Wie können Qualität, Wirkung und Verwertbarkeit der öffentlich-politischen Anschlusskommunikation im Internet verbessert werden? Dies verweist auf den deliberativen Aspekt dieser Anschlusskommunikation, also auf ihr Potential, politisch relevante Streitfragen öffentlich und respektvoll zu erörtern.
Ziel des Forschungsprogramms ist es, neue Maßnahmen der Moderation und Aggregation von öffentlich-politischer Anschlusskommunikation zu untersuchen und sie für kommunikative Auseinandersetzungen in Form von computergestützten Systemen verfügbar zu machen. Diese Maßnahmen sollen die zivile Partizipation und Meinungsbildung von Bürgern verbessern und die öffentlichen Diskussionen für Medien und Politik besser verwertbar machen. Das Untersuchungsdesign sieht eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden sowie Computational Methods vor. Diese werden in interdisziplinärer Zusammenarbeit umgesetzt und in Praxiskooperationen.
Die Nachwuchsforschergruppe ist Teil der vom Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW finanzierten Förderlinie Digitale Gesellschaft. Mehr Details zum Projekt finden sich hier.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Marc Ziegele (Sprecher)
DIID-Team, Kommunikationswissenschaft, Vorstand
Marc Ziegele ist seit Februar 2024 Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der HHU-Düsseldorf. Zuvor war er Inhaber der Juniorprofessur für Kommunikations- und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt „Politische Online-Kommunikation“. Gleichzeitig ist er Leiter der vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Nachwuchsforschungsgruppe „Deliberative Diskussionen im Social Web“. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und hat am selben Institut Medienwirtschaft studiert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Partizipation und Diskussionen von Bürger:innen im Internet. In der am DIID angesiedelten Nachwuchsforschungsgruppe werden Maßnahmen untersucht, wie die Qualität und Wirkung von öffentlichen Diskussionen der Nutzer über politische Medienthemen – die sogenannte öffentlich-politische Online-Anschlusskommunikation – verbessert werden kann.
Darüber hinaus erforscht er Ursachen und Konsequenzen von Medienvertrauen sowie verschiedene Aspekte der Social Web-Nutzung von Bürgerinnen und Bürgern an der Schnittstelle von Kommunikationswissenschaft und Psychologie.
Marc Ziegele wurde im Dezember 2023 von der DIID Mitgliederversammlung zum Sprecher des Instituts gewählt.
Projekte
Kontakt
Dominique Heinbach
Alumni, Kommunikationswissenschaft
Dominique Heinbach ist seit April 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Allgemeine Kommunikationsforschung am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Von März 2018 bis März 2023 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der vom MKW NRW geförderten Nachwuchsforschungsgruppe „Deliberative Diskussionen im Social Web“ (DEDIS) in der Abteilung Kommunikations- und Medienwissenschaft der HHU-Düsseldorf. Sie hat Publizistik, Filmwissenschaft (B.A.) und Kommunikationswissenschaft (M.A.) in Mainz studiert.
In ihrer Dissertation erforscht sie den Einfluss von Moderation auf die Qualität und Inzivilität von Online-Diskussionen sowie auf Wahrnehmung und Wirkungen auf Ebene der Nutzer:innen. Zudem ist sie Teil des vom BMWK geförderten Projekts „Partizipative Energiewende-Visualisierung und Kommunikation“ (ENVIKO). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Online-Moderation und Community Management, Online-Diskussionen, Online-Partizipation und -Deliberation sowie Medienwirkungs- und Persuasionsforschung im Social Web. AM DIID gilt ihr Interesse vor allem onlinegestützten Deliberationsprozessen und der Analyse von Online-Diskussionen.
Kontakt
Anke Stoll
Alumni, Kommunikationswissenschaft
Von Juli 2018 bis März 2023 war Anke Stoll wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin an der HHU-Düsseldorf, wo sie in der Nachwuchsforschungsgruppe „DEDIS – Deliberative Diskussionen im Social Web“ und am BMBF-geförderten Forschungsprojekt „KOSMO – KI-gestützte kollektiv soziale Moderation“ angegliedert war. Sie hat Kommunikations- und Medienwissenschaften an den Universitäten Münster, Zürich und Leipzig studiert. Für ihre Dissertation arbeitete sie an der Schnittstelle zwischen Kommunikationswissenschaft und Computer Science und forschte zur automatisierten Erkennung von Hate Speech in Onlinediskussionen.
Seit April 2023 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Ilmenau am Fachgebiet Computational Communication Science.