Julia Eisentraut (MdL) zu Besuch am DIID

Im Zuge ihrer NRW-Digital-Tour besuchte Grünen-Politikerin Julia Eisentraut (MdL) am 23. Mai das DIID, um sich mit einigen Mitgliedern über aktuelle Forschungsprojekte und digitalpolitische Themen auszutauschen.

Im Rahmen einer zweistündigen „Projekt-Show“ trafen sich die DIID-Mitglieder Jun.-Prof. Dr. Tobias Escher, Dr. Dennis Frieß, Prof. Dr. Susanne Hahn, Viviana Warnken und Lena Wilms mit der Sprecherin für Digitalisierung, Wissenschaft, Datenschutz und Weiterbildung der Grünen-Fraktion im Landtag Julia Eisentraut (MdL) im Haus der Universität. Ziel des Treffens war es, Frau Eisentraut einen Überblick über aktuelle Projekte des DIID zu geben, um davon ausgehend digital- und wissenschaftspolitische Handlungsfelder zu identifizieren.

Das Treffen begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde der Anwesenden ehe Koordinator Dennis Frieß das DIID vorstellte. Anschließend berichtete Lena Wilms über das Projekt „KOSMO“, in dem ein KI-gestützter Prototyp zur Moderationsunterstützung von Online-Diskussionen entwickelt wurde. In der darauffolgenden Diskussion wurden unter anderem Punkte wie die Problematik von Automation Bias sowie die grundsätzliche Rolle, die KI in der Praxis einnehmen soll, angesprochen. Dabei berge KI in der beruflichen Praxis (z.B. in der Verwaltung) viel Potenzial zur Effizienzsteigerung. Gleichzeitig müsse dafür jedoch eine grundlegende Kompetenz im Umgang mit KI vorhanden sein, um KI-Tools effizient einsetzen zu können. Diese stetig auseinandergehende „KI-Kompetenz-Schere“ gilt es dabei zu berücksichtigen.

Viviana Warnken präsentierte das Projekt „INDI“, dass seit November 2023 der Frage nachgeht, wie man KI dafür nutzen kann Online-Diskurse integrativer zu gestalten. Die anschließende Diskussion beschäftigte sich primär mit der Dynamik von Online-Kommentarspalten, insbesondere mit dem Umgang mit Hasskommentaren. Julia Eisentraut berichtete im Zuge dessen von der wachsenden Orientierung der Politik an von Plattform-Logiken, die vor allem durch die Unterwanderung von extremen Gruppierungen zunehmend problematisch wird. Ebenso beobachtet die Abgeordnete in ihrer Rolle als Grünen-Politikerin eine abnehmende Diskussionsbereitschaft von Online-Nutzer:innen. Inwiefern diese Bereitschaft zu einer kontroversen, aber produktiven Debatte durch KI-Interventionen wiederhergestellt werden kann, wird im INDI-Projekt erforscht werden.

Als nächstes bot Susanne Hahn eine philosophische Perspektive auf das Themenfeld der Künstlichen Intelligenz. Insbesondere die Frage der Verantwortungszuschreibung und daraus resultierende Zurechnungslücken wurden anschließend diskutiert. Dabei waren sich die Teilnehmenden einig, dass der Einsatz von KI kein Selbstzeck sein sollte. Vielmehr sollten KI-Anwendungen wissenschaftlich begleitet werden. Julia Eisentraut merkte dabei besonders mediale Narrative zu KI an, die in erster Linie von KI-Ablehnung und Verbotsanschuldigungen geprägt seien. Wichtig seien auch dabei die Förderung wissenschaftlicher Formate und kritischen medialen Abwägungen, die die ethischen Aspekte von KI-Tools diskutieren.

Schließlich lieferte Tobias Escher einen kurzen Input zum „CIMT“-Projekt, welches sich Öffentlichkeitsbeteiligung im Kontext der Verkehrswende befasst, aber auch erforscht hat, wie KI bei der Auswertung großer Textmengen unterstützen kann. Dabei ging es auch um die Herausforderungen interdisziplinärer Zusammenarbeit im Forschungsprojekt. Neben unterschiedlichen disziplinären Logiken wurde auch problematisiert, dass interdisziplinäre Studien oftmals schwer zu publizieren sind, weil sich viele Fachjournals nach wie vor sehr disziplinär profilieren.

Zuletzt bilanzierten die Teilnehmer:innen die besprochenen Themen und Projekte und resümierten die aktuelle digitalpolitische Agenda. Julia Eisentraut berichtete im Zuge ihrer Erfahrungen als digitalpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion insbesondere von Problemen im Kontext der Verwaltungsdigitalisierung. Hierfür brauche es mehr Forschung zu Governance-Strukturen, die sowohl die Verwaltungslogik als auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden reflektieren. Zudem kam die machtvolle Rolle großer Plattform-Konzerne zur Sprache, welche Fragen der Regulierung nach sich zogen. Umfangreichere Regulierung scheitere dabei oftmals an den fehlenden politischen Mehrheiten. Wozu eine weitgehend fehlende Regulierung sozialer Medien führen kann, hat Julia Eisentraut dabei selbst erfahren. Sie berichtet, dass die verbale Gewalt gegenüber Politiker:innen digital sowie analog stark zugenommen habe. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, seien politisch vor allem die Politiker:innen in der Verantwortung, ihre politische Kommunikation nicht an Plattformlogiken anzupassen und Populismus nicht selbst mit Populismus zu begegnen.

Schließlich war es die fehlende Zeit, die einen tiefergehenden Austausch zu den vielen brennenden Themen unserer Zeit nicht mehr zuließ. Allerdings nahm man sich vor diesen an andere Stelle fortzuführen. Wir bedanken uns herzlich bei Julia Eisentraut und ihrem Team für den Austausch sowie bei allen Referent:innen für den Input.