Obwohl politische Institutionen immer öfter auf Online-Bürgerbeteiligung setzen, sind die damit verbundenen Wirkungsannahmen kaum wissenschaftlich belegt. Ein wesentlicher Grund für diese Forschungslücke ist das Fehlen akzeptierter Standards, anhand derer solche Beteiligungsprozesse evaluiert und verglichen werden könnten.
Im Mittelpunkt des zweiten von Tobias Escher und Sebastian Rottinghaus organisierten Workshops, der am 14. und 15. November am CAIS in Bochum stattfand, stand die Diskussion des Forschungsprojekts „Wirkungen und Einflussfaktoren kommunaler Online-Partizipation in vergleichender Perspektive“. Im Rahmen des Projekts wird in drei Kommunen in NRW jeweils ein weitgehend identisches Online-Beteiligungsverfahren zu Verbesserungsmöglichkeiten im Radverkehr durchgeführt mit dem Ziel, mehr über die Effekte von Online-Partizipation auf die Einstellungen der Teilnehmenden zu erfahren. Das dabei entwickelte Design und die eingesetzten Instrumente bildeten die Diskussionsgrundlage des Experten-Workshops.
Konkret wurden zwei Schwerpunkte verfolgt. Insbesondere am ersten Tag stand die Diskussion des Erhebungsdesigns und der Erhebungsinstrumente auf der Tagesordnung. Dazu präsentierte Tobias Escher den aktuellen Stand des Projekts und wie sich das Forschungsdesign auf Basis des Feedbacks der Teilnehmenden am Workshop im Mai verändert hat. Das so überarbeitete Forschungsdesign fand diesmal die breite Zustimmung der anwesenden Expertinnen und Experten. Zudem wurde der Fragebogen vorgestellt und diskutiert, der zur Erhebung individueller Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt werden soll, um zu prüfen, ob durch partizipative Verfahren Einstellungsänderungen zu verzeichnen sind.
Der zweite Schwerpunkt des Workshops bestand darin gemeinsam zu überlegen, wie das derzeitige Forschungspilotprojekt am Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie in Zukunft fortgeführt werden kann, insbesondere hinsichtlich möglicher weiterer Förderung durch Drittmittelgeber. Hier wurden zahlreiche Ideen formuliert, die nun im Anschluss von den Antragstellern weiterentwickelt werden müssen.
Vor dem Hintergrund der zahlreichen Ideen und Anregungen war der Workshop aus der Sicht der Antragsteller ein voller Erfolg. Ein herzlicher Dank gilt dem CAIS für die großzügige Unterstützung.
Ansprechpartner
Jun.-Prof. Dr. Tobias Escher
Soziologie, Vorstand

Tobias Escher leitet eine BMBF-geförderte Nachwuchsforschungsgruppe zur Untersuchung der Wirkungen von Beteiligungsprozessen auf Qualität und Legitimität politischer Entscheidungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Transformation zu nachhaltiger Mobilität im lokalen Kontext. Zuvor betreute er als wissenschaftlicher Koordinator das DIID sowie das NRW Forschungskolleg Online-Partizipation an der HHU-Düsseldorf. Er ist Sozialwissenschaftler und hat am Oxford Internet Institute der University of Oxford promoviert. Bei der Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung kann er außerdem auf seine Grundkenntnisse der Informatik zurückgreifen.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Evaluation von politischer Beteiligung online und offline. Dabei widmet er sich insbesondere der Frage, inwieweit Bürgerbeteiligung zu höherer Qualität und Legitimität/Akzeptanz politischer Entscheidungen beiträgt. Er hat ein Lehrmodul zur Theorie und Praxis der Online-Partizipation entwickelt, aus dem unter anderem ein Projekt zur studentischen Mitbestimmung in der Lehre entstanden ist.