Zum Wintersemester 2023/2024 startete das Lehrprojekt „Ethische Fragen der Künstlichen Intelligenz (KI)“. Unter Anleitung der DIID-Mitglieder Jonathan Seim und Jonas Carstens setzen sich Studierende der HHU mit ethischen Fragen Künstlicher Intelligenz auseinander und erarbeiten entsprechende Workshops für Schüler:innen.
KI ist in aller Munde und prägt schon jetzt maßgeblich unsere Gesellschaft. Mit Blick in die Zukunft ist im Diskurs mitunter sogar von einer Revolution die Rede, insofern davon ausgegangen wird, dass KI unsere Gesellschaften fundamental verändern wird. Ob diese Veränderungen für alle Menschen gleichermaßen gewinnbringend sein werden, hängt auch von einer gelungenen ethischen Reflexion ab. Das Lehrprojekt konzentriert sich auf vier Schlüsselthemen: Diskriminierung, Medien, Verantwortung und Bildung. In universitären Seminaren werden sich die Studierende der Philosophie und des Studiengangs PPE mit diesen Themen auseinandersetzen, entsprechende Workshop-Konzepte entwickeln und diese schließlich in Schulen durchführen.
Die primäre Zielsetzung des Projekts besteht in der Befähigung zu einem kritischen Umgang mit KI. Kritik ist an dieser Stelle explizit nicht negativ konnotiert, sondern umfasst die Überprüfung der Technologie und ihres Einsatzes sowohl auf ihre Risiken als auch auf ihre Chancen. Dazu werden zum einen allgemeine kritische Kernkompetenzen und zum anderen KI-spezifische Inhalte vermittelt. Die Aneignung eines kritischen Umgangs mit KI trägt wiederum zu einem selbstbestimmten Umgang mit der Technologie bei, fördert einen inklusiven demokratischen Diskurs und begünstigt letztlich eine menschenzentrierte Digitalisierung. All dies gilt sowohl für die beteiligten Studierenden als auch für die beteiligten Schüler:innen.
Das Lehrprojekt ist Teil der Förderlinie „Bürgeruniversität in der Lehre“ und wird mit rund 6.000 Euro gefördert. Im Rahmen von vier inhaltlichen Blockveranstaltungen werden gemeinsam mit den Studierenden die Grundlagen der Zusammenhänge zwischen KI und den vier ethischen Schlüsselthemen erarbeitet. Die darauffolgenden drei didaktischen Blockveranstaltungen zielen auf die Entwicklung geeigneter Workshop-Konzepte ab. Die Workshops werden im Anschluss, voraussichtlich Ende Februar, an Düsseldorfer Schulen durchgeführt. Ziel ist es, Schüler:innen zu einer kritischen Überprüfung der Technologien auf ihre Risiken und Chancen sowie einem selbstbestimmten Umgang und einer informierten Teilnahme am demokratischen Diskurs zu befähigen.
Im Rahmen des Lehrprojekts wird die Universität zur Vermittlerin von wissenschaftlichen Erkenntnissen, Kompetenzen und Methoden und trägt dies an die Gesellschaft, hier in Person der Schüler:innen, heran. Auf diese Weise wird das Lehrprojekt auch dem Anspruch des DIID gerecht, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gesellschaft zu transferieren.
Ansprechpartner
Privat: Jonathan Seim
DIID-Team, Philosophie
Jonathan Seim ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIID für die Koordination des Instituts zuständig. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Digitale Ethik am Center for Advanced Internet Studies (CAIS). Seine Stelle wird aus Projektmitteln der Stiftung Mercator finanziert. Zuvor hat er Politikwissenschaften und Philosophie an der HHU-Düsseldorf und an der University of the West of Scotland studiert. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Moralphilosophie und der politischen Philosophie, insbesondere der Demokratietheorie. Seine Dissertation im Fach Philosophie beschäftigt sich mit demokratischen Teilhaberechten bei Bürgerbeteiligungsverfahren. Auch wenn eine korrekte Verteilung von Teilhaberechten für die Legitimität der Verfahren von fundamentaler Bedeutung ist, wird diese Frage weder in Politik noch in Wissenschaft ausreichend thematisiert. Ziel des Dissertationsprojektes ist die Erarbeitung von Kriterien zur Vergabe von Partizipationsrechten bei konsultativen Bürgerbeteiligungsverfahren und von praktischen Handlungsempfehlungen.
Im Rahmen des DIID gilt sein Interesse den Legitimitätsbedingungen von Online-Partizipation.
Projekte
Jonas Carstens
Philosophie
Jonas Carstens ist seit Januar 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Philosophie an der HHU-Düsseldorf und Teil des Use Case Recht der Manchot Forschungsgruppe „Entscheidungsfindung mit Hilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz“. Er studierte in Kiel Anglistik und Philosophie (B.A.) sowie Englisch und Philosophie (M.Ed.) und praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt (M.A.). Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich philosophischer Diskriminierungsbegriffe und ihrer Anwendbarkeit auf Diskriminierung durch künstliche Intelligenz.
Als Mitglied des DIID gilt sein Interesse insbesondere ethischen Aspekten der KI-gestützten Online-Deliberation sowie dem Zusammenwirken von KI-Anwendungen und gesellschaftlichen Machtstrukturen generell.