Der Wahl-O-Mat hat sich im Vorfeld von Wahlen zu einem etablierten und beliebten Online-Tool der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt. Insgesamt wurden die verschiedenen Versionen bereits mehr als 60 Millionen Mal genutzt. Tools wie der Wahl-O-Mat werden als „Voting-Advice-Applications“ (VAAS) bezeichnet.
In der einschlägigen Forschung hat die Frage nach den Wirkungen von VAAs auf das politische Verhalten und die politischen Einstellungen der Bürger/innen große Beachtung gefunden. Jedoch sind Studien, die VAA-Effekte valide über die Zeit hinweg in den Blick nehmen und dabei mit Paneldaten arbeiten, Mangelware.
Ziel dieses Projektes ist es, die Wirkungen des Wahl-O-Mat auf die „Political Sophistication“ der Bürger/innen in Deutschland zu untersuchen. Konkret wurden dazu die Veränderungen des politischen Wissens und Interesses sowie der politischen Beteiligung durch die Nutzung des Online-Tools zur Bundestagswahl 2017 erforscht.
Mit Hilfe einer Panel-Befragung eines für die deutsche Online-Bevölkerung repräsentativen Samples sollen die Wirkungen präzise im Zeitverlauf erfasst werden. Die Online-Befragung fand in vier Wellen statt (1. Welle: vor Online-Stellung des Tools, 2. Welle: kurz vor der Wahl, 3. Welle: kurz nach der Wahl, 4. Welle: zwei Monate nach der Wahl). Vor dem Hintergrund, dass es international kaum Studien gibt, die langfristige Effekte solcher Entscheidungshilfen bei Wahlen untersuchen, soll das Projekt dazu beitragen, diese Forschungslücke schließen.
Das Projekt verspricht Erkenntnisse über den Kontext der Wahl-O-Mat- und VAA-Forschung hinaus. So bietet es Anknüpfungspunkte für die politische Kommunikationsforschung, die Wahl- und Einstellungsforschung sowie für die Medienwirkungsforschung. Schließlich haben die Befunde auch praktische Relevanz für die konkrete Praxis der politischen Bildung.
*Das Projekt wird durch die Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Stefan Marschall
Politikwissenschaft
Prof. Dr. Stefan Marschall leitet seit 2010 den Lehrstuhl Politikwissenschaft II mit dem Schwerpunkt „Politisches System Deutschlands“ an der HHU-Düsseldorf. Er beschäftigt sich u. a. mit den Folgen der Etablierung des Internets auf die politische Kommunikation und Entscheidungsfindung. Er ist Sprecher des Arbeitskreises „Politik und Kommunikation“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.
Am DIID gilt sein Interesse vor allem der theoretischen Fundierung, Weiterentwicklung und Standardisierung von Evaluationskriterien und -instrumenten für Online-Partizipationsverfahren in unterschiedlichen Praxisbereichen.