Die Erwartungen an öffentliche Online-Debatten und die Realität klaffen zunehmend auseinander. Häufig wird politische Online-Kommunikation nicht zu einem fruchtbaren und respektvollen Austausch genutzt, vielmehr sind Diskussionen im Netz oft geprägt von Hetzparolen, Pöbeleien und Verleumdungen.
Diese inzivilen Verhaltensweisen haben nicht nur Folgen für die unmittelbar Beteiligten, sondern schrecken viele Bürgerinnen und Bürger ab, sich an politischen Online-Debatten zu beteiligen.Inzivile Kommunikation in Online-Kontexten erweist sich so als drängendes Problem. Deshalb müssen Wege gefunden werden, um Inzivilität zu identifizieren und ihr zu begegnen. Das Forschungsvorhaben widmet sich deshalb der Leitfrage: Wie kann Inzivilität in politischen Diskussionen erkannt, erklärt und bewältigt werden? Ziele sind (1) eine empirisch basierte Typologie von Inzivilität, (2) ein empirisch getestetes Erklärungsmodell für kommunikativ-deviantes Verhalten und (3) ein abgestuftes, erprobtes Instrumentarium zur Intervention in verschiedenen Kontexten.
In zwei miteinander verbundenen Promotionsprojekten an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Universität Duisburg-Essen wird die gemeinsame Leitfrage mit komplementären Ansätzen analysiert. Die kommunikationswissenschaftliche Promotion (Marike Bormann / Düsseldorf) untersucht, welche Typen von inzivilem Verhalten festzustellen sind und welche Maßnahmen ziviles Verhalten fördern sowie inzivilem Verhalten entgegenwirken. Die medienpsychologische Promotion (Jan-Philipp Kluck / Duisburg-Essen) prüft Motive und Auswirkungen von inzivilem Verhalten. Dadurch entsteht ein interdisziplinär gewonnenes Gesamtbild von Inzivilität in der politischen Online-Kommunikation, aus dem sich Handlungsoptionen für eine zivilisierte Debattenkultur ergeben. Damit kann ein Beitrag dazu geleistet werden, die demokratischen Potentiale digitaler Kommunikation zu stärken.
Die Tandempromotion ist Teil der durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die finanzierte Förderlinie „Digitale Gesellschaft NRW“. Mehr Information zum Projekt finden sich auch hier.
Ansprechpartner
Dr. Marike Bormann
Kommunikationswissenschaft
Dr. Marike Bormann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft I der HHU-Düsseldorf. Sie studierte Sozialwissenschaften (Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie) (B.A.) in Düsseldorf und Kommunikationsmanagement (M.A.) an der Hochschule Hannover.
Im Rahmen ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit devianten Formen politischer Kommunikation in Online-Kontexten. Die Promotion ist Teilprojekt einer Tandempromotion innerhalb des Graduiertenkollegs NRW „Digitale Gesellschaft“.
Kontakt
Privat: Prof. Dr. Gerhard Vowe
Kommunikationswissenschaft
Prof. Dr. Gerhard Vowe ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls I für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der HHU-Düsseldorf. Er ist seit 2011 Sprecher der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem politische Online-Kommunikation, Medienpolitik und Sicherheit in den Medien.
Im Rahmen des DIID gilt sein Interesse vor allem devianten Formen politischer Kommunikation in Online-Kontexten.