YOUniversity ist ein Online-Beteiligungsprojekt, das seit dem Wintersemester 2015/16 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wird. Mittels einer Online-Plattform können Studierende die Inhalte ihrer Seminare mitgestalten sowie eigene Themen vorschlagen.In den vergangenen zwei Projektrunden haben sich über 200 Studierende unterschiedlicher Fakultäten an dem Projekt beteiligt, eigene Ideen in die Seminargestaltung eingebracht und Seminare diskursiv gestaltet.
Gleichzeitig konnten bei der Durchführung wichtige Erkenntnisse zu Bedingungen gesammelt werden, unter denen Studierende auf einer Beteiligungsplattform partizipieren. YOUniversity kann einerseits von Dozierenden eingesetzt werden, die ein digitales Instrument zur Seminarvorbereitung ausprobieren möchten, anderseits kann die Plattform Studierenden ein Interaktionsmodul anbieten, um eigene Wünsche und Ideen in den Seminarplan zu integrieren.
Im Wintersemester 2022/23 wurde das untenstehende Konzept von YOUniversity grundlegend überarbeitet. Zudem wurden einige Materialien erstellt, welche es Dozierenden erleichtern sollen, YOUniversity in Lehrveranstaltungen umzusetzen. Die Materialien und weitere Informationen finden sich hier.
Die Idee hinter YOUniversity
YOUniversity ist ein Online-Partizipationsinstrument, das die Mitsprache und Mitgestaltung an Seminarinhalten ermöglicht. Mittels einer Online-Plattform können die Studierenden über Themen und Inhalte diskutieren, eigene Vorschläge einbringen oder gemeinsam Ideen sammeln. Damit bewegt sich das Beteiligungsprojekt im Spagat zwischen Partizipation und didaktischer Lehrgestaltung: YOUniversity kann einerseits von Dozierenden eingesetzt werden, die ein digitales Instrument zur Seminarvorbereitung ausprobieren möchten, anderseits kann die Plattform Studierenden ein Interaktionsmodul anbieten, um eigene Wünsche und Ideen in den Seminarplan einzubringen. Die Interaktion fördert hierbei den Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden sowie zwischen den Studierenden untereinander und kann als Einflussfaktor auf die Studienqualität aufgefasst werden.
Zum Einsatz kommt die Open-Source-Plattform Adhocracy, die es ermöglicht Vorschläge zu sammeln, zu kommentieren und abzustimmen. Die didaktische Hoheit liegt weiterhin bei den Dozierenden. Am Ende des Projekts werden die vorgegeben Ziele von den teilnehmenden Dozierenden und Studierenden evaluiert.
Enstehung
YOUniversity entstand aus dem Projektkurs des interdisziplinären Lehrmoduls „Theorie und Praxis der Online-Partizipation“. Erstmalig wurde daraufhin YOUniversity im Sommersemester 2016 in drei ausgewählten Seminaren der philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) eingesetzt. Zwar konnte die generelle Durchführbarkeit eines Online-Partizipationsprojekts in dieser Phase bestätigt und das Ziel qualitativer Beiträge erreicht werden, dennoch blieb die (freiwillige) Beteiligung der Studierenden hinter den Erwartungen zurück. Während einer sechsmonatigen Anschlussförderung des ELFF wurden im Wintersemester 2016/17 schließlich Maßnahmen im Praxistest erprobt, um die Aktivität der Studierenden zu erhöhen. Auf den Erkenntnissen der ersten Förderungsphase aufbauend, wurden in den ausgewählten Seminaren der zweiten Projektrunde schließlich verschiedene Maßnahmen durchgeführt, zu denen insbesondere Einführung von Beteiligungsformaten zählen.
Beteiligungsformate
Diese Beteiligungsformate unterscheiden sich zwischen den formulierten Anforderungen sowie dem Aufwand für die Studierenden und nehmen dabei einen relevanten Einfluss auf die Aktivität, da sie die Möglichkeiten der Beteiligung abstecken:
- Diskussionsschwerpunkte: Die Dozierenden geben das Leitthema, die dazugehörige Literatur sowie eine allgemeine Fragestellung zur Thematik vor. Die Studierenden können auf Basis der Thematik nun diskutieren, welche Aspekte sie für eine Bearbeitung innerhalb des Seminars als wichtig erachten. Vor der eigentlichen Seminarsitzung werden die Kernaussagen, Schwerpunkte der Diskussion sowie die jeweiligen Standpunkte zusammengefasst und für die Studierenden online veröffentlicht.
- Themenvorschläge: Die Dozierenden bieten den Studierenden die Möglichkeit, eigene Vorschläge für die Ausgestaltung einer Seminarstunde einzubringen. Hierzu werden im Vorfeld spezifische Anforderungen für einen Themenvorschlag definiert, beispielsweise die Suche nach weiterführender Literatur oder die Formulierung einer eigenständigen Fragestellung.
- Ideen sammeln und bewerten: Die Studierenden schlagen zu einem von den Dozierenden festgelegten Thema Ideen vor, die in einem weiteren Schritt von den Studierenden bewertet werden. Die TeilnehmerInnen sammeln zunächst Vorschläge, können diese gegebenenfalls diskutieren und abschließend bewerten. Die Anforderungen an die Ideen sind geringer als an die Themenvorschläge, aber insbesondere dafür geeignet, Vorschläge effizient zu sammeln, um eine Auswahl für das Seminar zu treffen. Das Format setzt dabei insbesondere auf eine niederschwellige Beteiligung, wie die Bewertungsfunktion.
Grundsätzlich bieten alle Beteiligungsformate Rahmenbedingungen an, unter denen ein partizipatorisches Verfahren organisiert werden kann. Die Formate können dabei als Werkzeugkasten zur partizipativen Lehrgestaltung verstanden werden, die nicht nur miteinander kombiniert, sondern je nach Seminar-Vorraussetzung angepasst werden können. Zusammenfassend ist YOUniversity ein Beteiligungsinstrument, das aus einer Synthese zwischen partizipatorischen und didaktischen Ansätzen Studierenden die Möglichkeit zur Seminargestaltung ermöglicht, um die Studienqualität zu erhöhen.
Bisheriger Einsatz
Wintersemester 2022/23
- Politik im digitalen Zeitalter (Leitung: Dr. Katharina Gerl)
- Internet und Demokratie (Leitung: Dr. Dennis Frieß)
- Computational Social Science. Theorie und Methodologie (Leitung: Marco Wähner)
Sommersemester 2016
- Internet und Demokratie (Leitung: Dr. Dennis Frieß, Fachbereich: B.A. Medien- und Kommunikationswissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften)
- Politische Partizipation (Leitung: Dr. Katharina Gerl, Fachbereich: B.A. Politikwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften)
- Lügen in der Politik (Leitung: Prof. Dr. Stefan Marschall, Fachbereich: M.A. Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften)
Wintersemester 2016/17
- „Stimme für dein Seminar – Philosophie im Film“ (Leitung: Valerie Timm)
- Gesundheitssoziologie: Systeme, Strukturen und Interaktionen (Leitung: Mira Hassan)
- Macht, Status, Geschlecht (Leitung: Jun.Prof. Dr. Ulf Tranow)
- Funktionale Programmierung (Leitung: Dr. Jens Bendisposto)
Sommersemester 2017
- Political Action (Leitung: Dr. Bastian Rottinghaus)
Wintersemester 2017/18
- Von der Residenzstadt zur Großstadt. Die Stadtentwicklung Düsseldorfs als digitale Stadtführung für das Smartphone (Leitung: Jan Niko Kirschbaum)
Weiterentwicklung
In den bisherigen Projektrunden konnte die generelle Durchführbarkeit bestätigt werden, der individuelle Aufwand bei der Implementierung eines Beteiligungsprojekts ist dennoch als hoch zu bewerten. Perspektivisch und aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen soll YOUniversity weiterentwickelt werden, sodass es Dozierenden fakultätsübergreifend als ein Instrument zur Seminarkonzeption und zur Studierendeninteraktion zur Verfügung gestellt werden kann. Seit dem Frühjahr 2017 werden dazu in einer umfassenden Analyse mit verschiedenen Stakeholdergruppen sowie unter Einbezug von Experten die Anforderungen konkretisiert. Anschließend soll ein anwendungsorientiertes Konzept entwickelt werden, damit sich YOUniversity mittelfristig als Innovation der digitalen Hochschullehre etabliert.
Förderung
- Dezember 2015: iQU-Mittel der Heinrich- Heine- Universität Düsseldorf
- März – August 2016: eLearning-Förderfonds der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (5.600€)
- September 2016 – März 2017: eLearning-Förderfonds der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (3.100€)
- März 2017 – Februar 2018: eLearning-Förderfonds der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (6.600€)
Kontakt
Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen haben, wenden Sie sich bitte an Marco Wähner.
Ansprechpartner
Jun.-Prof. Dr. Tobias Escher
Soziologie, Vorstand
Tobias Escher leitet eine BMBF-geförderte Nachwuchsforschungsgruppe zur Untersuchung der Wirkungen von Beteiligungsprozessen auf Qualität und Legitimität politischer Entscheidungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Transformation zu nachhaltiger Mobilität im lokalen Kontext. Zuvor betreute er als wissenschaftlicher Koordinator das DIID sowie das NRW Forschungskolleg Online-Partizipation an der HHU-Düsseldorf. Er ist Sozialwissenschaftler und hat am Oxford Internet Institute der University of Oxford promoviert. Bei der Bewertung der Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung kann er außerdem auf seine Grundkenntnisse der Informatik zurückgreifen.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Evaluation von politischer Beteiligung online und offline. Dabei widmet er sich insbesondere der Frage, inwieweit Bürgerbeteiligung zu höherer Qualität und Legitimität/Akzeptanz politischer Entscheidungen beiträgt. Er hat ein Lehrmodul zur Theorie und Praxis der Online-Partizipation entwickelt, aus dem unter anderem ein Projekt zur studentischen Mitbestimmung in der Lehre entstanden ist.
Fotograf: ©Tilman Schenk
Projekte
Kontakt
Privat: Marco Wähner
Alumni, Soziologie
Marco Wähner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum. Er hat Germanistik und Politikwissenschaft im Bachelor sowie Sozialwissenschaften im Master studiert. 2019 begann er seine Promotion am NRW Forschungskolleg Online-Partizipation und war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Soziologie 2 an der HHU in Düsseldorf. Seit 2022 arbeitet er im Team Research Data & Methods am CAIS. Dort unterstützt er Wissenschaftler:innen in unterschiedlichen Phasen des Forschungsprozesses, insbesondere bei der Datenerhebung und -analyse.
In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit den Motiven politischer Online-Partizipation aus soziologischer Perspektive. Darüber hinaus liegen seine Forschungsinteressen im Bereich der Computational Social Science, beispielsweise in der automatisierten Erhebung digitaler Daten, der Bewertung und Einordnung der Datenqualität sowie Analysemethoden.